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Radunfall

"Sturz über den Lenker" wegen blockierender Vorderradbremse /09

9. FAQ (Frequently Asked Questions) / Kommentare

Motto: Es kann doch nicht wahr sein, dass die Hersteller Bremsen auf den Markt bringen,
           die Unfälle verhindern sollen -- und dann selbst einen erzeugen!


0. Zusf 1. UnfB 2. Ph_a 2. Ph_b 3. V V 4. Tip_a 4. Tip_b 5. StNa 6. §§ 7. € 8. Vers 9. FAQ

 Synopse     ohne Java:  Synopse 

Inhaltsverzeichnis dieser Seite:
==> 9.1.ff   Kommentare/ Fragen
==> 9.10.ff Kommentare/ Fragen
==> 9.20.ff Kommentare/ Fragen
==> nach unten
leer
==> Inhalt "Bremsunfall"

==> home: Radtipps

A: Antwort
Die Kommentare/ Fragen wurden meist mündlich (m)/ per Email (e) oder in Diskussionen (d) an mich herangetragen.
----- entfällt

9.1. Ich hatte noch nie Probleme mit der Vorderrad-Bremse! (rari291201 m)

A:   Gratuliere! Es gibt folgende Gründe:


9.2. Bei höheren Geschwindigkeiten brauche ich eine höhere Handkraft zum Bremsen! (jope291201 m)

A:   Falsch! Die Bremskraft erzeugt eine bestimmte Bremsverzögerung [m/s^2]. Diese ist bei allen Geschwindigkeiten gleich. Der Bremsweg allerdings steigt mit der höheren Geschwindigkeit quadratisch an.


9.3. ==> 4.3.3.4. Bedenken K3


9.4. ==> 4.3.3.4. Bedenken K5

oben

9.5.1. Das Ueberbremsen wird als Fahrfehler gewertet, analog zum Ueberbremsen nicht ABS-ausgestatteter KFZ. Dazu gehoert z.B. auch die maximal moegliche Kurven-Fahrgeschwindigkeit, die man dem Fahrzeug nicht anlastet.
9.5.2. Es ist Aufgabe des Fahrers, die Bremse nur so zu benützen, dass er nicht über den Lenker stürzt. Auch beim Auto rutscht man -- trotz ABS -- in den Graben, wenn man zu schnell fährt.

A:   Vergleiche mit dem Auto sind sehr beliebt. Aber sie treffen selten. Hier auch nicht!


9.6. ==> 4.3.3.4. Bedenken K4


9.7. ==> 4.3.3.4. Bedenken K2


9.8. Ich kann fuer mich Ihre Einschaetzung der Gefaehrlichkeit der Vorderradbremsen nicht teilen. Ich fahre ueber 10000km pro Jahr, davon ca. 80% Strasse, den Rest im Gelaende. Besonders im Strassenverkehr kommt es dabei oft zu ueberraschenden Situationen. Noch niemals aber bestand fuer mich die Gefahr eines Uberschlages, eher die des wegrutschenden Vorderrades. (p.no150402 e)
Wer mit 2 Raedern unterwegs ist, muss auch bremsen koennen! Nicht das Material ist schuld! (p.no150402 e)

A:   Falsch! Das Material - genauer die Konstruktion - ist schuld.


9.9. Alles ist nur eine Frage der Übung. Als mir ein Auto in die Quere kam, habe ich vorn überbremst. Als das Hinterrad hochkam, ließ ich die VR-Bremse ganz los. Das Hinterrad rutschte im Viertelkreis herum und ich prallte quer gegen das Auto. Ich habe vorn eine Scheibenbremse und fahre 8000 km im Jahr. (adfc-ebe0402 m)

A:   Sie haben richtig gehandelt ==> Anleitung zum Üben des Bremsens B.1.3.

oben

9.10. These: Im Zweifelsfall ist es besser, vor einem LKW einen Kopfstand zu machen als schwach gebremst unter denselben zu geraten. (utfo d)

Antithese: Bei einem Sturz über den Lenker hole ich mir zuerst einen Schädelbruch und falle vor den Laster, der mich dann überfährt. Mit dem Hinterrad am Boden habe ich immer noch die Chance, zur Seite auszuweichen. (jope m)

Solche Beispiele sind konstruiert, um den eigenen Standpunkt idealisiert darzustellen. Sie führen letztendlich zur Frage: Was ist besser, Teufel oder Belzebub?

Doch die Frage "Teufel oder Belzebub" ist hier nicht das Thema: Begrenzen der Bremskraft bedeutet, dass gerade noch kein Kippen des Fahrrads bewirkt wird. Das ist also die höchste sichere Bremskraft ==> 9.15. FAQ!

Natürlich lassen sich in Gedankenspielen die Bedingungen so formulieren, dass genau das gewünschte Ergebnis heraus kommt. Doch sind beide Thesen unredlich, da die Praxis anders aussieht ==> 9.9. FAQ!

Manche glauben, jedermann müsse das Bremsen mit Hinterrad HR hoch lernen ==> 9.22. FAQ. Doch das hat neben dem Vorteil einer nur kurzzeitigen, höheren Bremsverzögerung ==> 2.6.4.6. Ergebnisse auch gravierende Nachteile:

Außerdem: Wirklich Aussage fähige Daten liefern nur statistische Erhebungen:
-- Wie häufig sind Unfälle der beiden Arten?
-- Welche Verletzungen treten auf?
-- Wie häufig sind schwere Verletzungen bei beiden Unfallarten?
Diese Fragen zu klären, wäre eine Aufgabe für Fahrrad-Verbände, wiss. Institute, Universitäten.


9.11.1. Wenn die VR-Felgenbremsen wirklich so gefährlich sind, warum stürzen dann so wenige über den Lenker? (anoe d)
9.11.2. Daß einige V-Brakes mit Ihrer Kombination von hoher Bremsübersetzung und recht hoher Hysterese schwierig dosierbar sind, stimme ich hingegen durchaus zu. (anoe130102 e)

A:   Und was ist mit den Wenigen? Sollen die zu Tode stürzen ==> 1.1.12. Unfallberichte?
      Das ist auch eine Frage der Ethik ==> 9.20. FAQ.


9.12. Bei gravierenden Unfällen gibt es keine Dunkelziffer. Jede Einweisung ins Krankenhaus wird erfaßt. (anoe130102d)

A:   Die Dunkelziffer gibt es sehr wohl. Oder haben Sie verlässliche Statistiken? Im Krankenhaus und bei der Krankenkasse (ich habe zwei befragt) wird nur "Radunfall" registriert. Wenn's hochkommt mit/ ohne Fremdbeteiligung, aber immer ein/ kein Wegeunfall (dann muss nämlich die Berufsgenossenschaft zahlen). Unfallforschung wird nicht betrieben. Meine Auswertung ==> 1.0 Unfallberichte hat zwar keine statistische Signifikanz. Aber erstaunen sollte die hohe Zahl von 2% Lenkerstürzen in meinem Umfeld doch!


9.13. Die heute gelieferten Räder machen keinen Unterschied, wer das Rad benützt! Vielleicht muss man die Kunden in "normale" und "routinierte Fahrer" aufteilen. (jope/pele e)

A:   Nein - nicht beim Fahrer, sondern im Anwendungsbereich liegt der Unterschied. Ein Erik Zabel benötigt an seinem Rennrad ganz andere Bremsen als am Einkaufsrad, das er sich von seiner Frau ausleiht. Er muß das Einkaufsrad nicht mit stärkeren Bremsen ausstatten, nur weil er ein "routinierter Radfahrer" ist ==> 3.4. Zwei Bremsstärken.


9.14. Tatsache ist, dass man sehr wohl mitbekommen kann, dass das VR gleich blockieren wird. Genauso, wie das ihr gepriesenes ABS mitbekommt. Ich vermute jedenfalls, das mein `ABS zwischen den Ohren' so funktioniert,... (magi190402 e)

A:  Falsch! Sie bekommen das bevorstehende Blockieren erst mit, wenn sich das Hinterrad hebt.


9.15.1. Die heutigen Felgenbremsen haben jetzt endlich Verzögerungswerte erreicht, die man als annehmbar beschreiben kann. Nun kommt man auf die in meinen Augen völlig hirnrissige Idee, die Bremskraft zu verringern. (star220402 e)
9.15.2. Andererseits ist mir auch eine Reihe von Unfällen bekannt, in denen zu schwache Bremsen die Ursache waren. Hierzu gibt es sogar zumindest ein Gerichtsurteil. (dize180602e)
9.15.3. Gerade die von Ihnen empfohlenen Bremskraftbegrenzer jeglicher Art bedeuten aber einen technischen Rückschritt, was mit der Montage technisch veralterter Systeme gleichkommt.

A:   Begrenzen der Bremskraft bedeutet im Prinzip KEINE Verringerung der Bremswirkung!


9.16.1. Die heutigen Vorderrad-Bremsen sind zu gefährlich. Ich fahre langsam und deshalb genügt mir die Hinterrad-Bremse. (sope m)
9.16.2. Bei starkem Bremsen bringt die Hinterrad-Bremse kaum noch etwas. Deshalb bremse ich nur vorne. (anme-jubi m)
9.16.3. Ich habe Angst vor einem Sturz über den Lenker. Deshalb bremse ich hinten kräftig und vorne nur leicht, bzw. intermittierend. (kawi-adfc-ebe m)

A:   Diese Ansichten sind falsch ==> Anleitung zum Üben des Bremsens A.2. Sie müssen immer BEIDE Bremsen benützen!

oben

9.17.1. Die Berechnung der Reaktionszeiten halte ich für unrealistisch. Du setzt voraus, dass das Vorderrad sofort blockiert und dadurch das Aufsteigen des Hinterteils ausgelöst wird. Meiner Erfahrung nach (ich fahre ca. 8000 km im Jahr) steigt das Hinterrad meist vor einem Blockieren schon mehr oder weniger schnell auf. Jedenfalls dauert das deutlich länger als 0,03 s bei 30 km/h. Das setzt aber voraus, dass man recht gut weiß, wo der Punkt liegt, der das Aufsteigen auslöst. (dibe170602 e)
9.17.2. Zunächst möchte ich bemerken, dass ich seit 1987 Mountain Bike Rennen fahre und zwei Jahre in der Nationalmannschaft MTB Downhillrennen gefahren bin.
-- Ich gebe Ihnen absolut recht, dass moderne Fahrradbremsen Verzögerungswerte erreichen, die einen Warnaufkleber erfordern.
-- Ebenfalls recht haben Sie, dass ein Sturz über den Lenker eine sehr gefährliche Sache ist.
-- Sie schreiben praktisch überall vom "blockierten" Vorderrad. Das ist in 99% aller Fälle schlicht falsch.
Blockiert bedeutet absolut stillstehend. ..... Dieses Szenario kommt aber praktisch niemals bei Geschwindigkeiten > 5 km/h vor. Alle Lenkerstürze die ich kenne ..... sind entweder Überbremsungen, d.h. das Rad dreht noch, aber die Verzögerung ist so stark, dass man dennoch über den Lenker stürzt. Oder das Vorderrad rutsch(t) auf dem Untergrund, wodurch man seitlich vom Rad stürzt, nicht jedoch über den Lenker.
Mein Rekord bei sehr starkem Gefälle liegt bei so etwa 30 Metern. Genau genommen bremsen alle Downhill Rennfahrer fast immer so. Gewicht durch hinter den Sattel gehen extrem nach hinten verlagern und dann genau so bremsen, dass das Hinterrad gerade so schwebt. Das ist die maximal mögliche Verzögerung, genau was man im Rennsport haben will. Das geht prima, nur nicht bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten mit Felgenbremsen, weil da dann der slip-stick Effekt (==> 5.10. Stellungnahme) voll zuschlägt. Bei Scheibenbremsen kein Problem.
Natürlich ist das kein Argument für den normalen Alltagsradler. (woeb071202e)

A:   Beide Aussagen sind richtig! Doch eine genaue Darstellung erfordert etwas Aufwand.
Vor der Grenz-Bremskraft (zum Überbremsen/ Blockieren des Vorderrads) wird nur gebremst! Da kippt das Rad nicht nach vorne, auch nicht ein Kleinwenig. Nach einem geringen Überschreiten der Grenz-Bremskraft beginnt der Kipp-Vorgang sofort. Das Vorderrad wird zuerst noch drehen (überbremsen), aber dann sehr schnell blockieren (da sin(alpha) kleiner wird). Bei einer hohen Bremskraft, z.B. der doppelten Grenz-Bremskraft, blockiert das Vorderrad praktisch sofort ==> 2.6. Übergang vom Überbremsen zum Blockieren.


9.18.1. Durch Ihre Darstellung entsteht der Eindruck, dass Bremsen ein unbeherrschbares Teufelszeug sind. (dize180602e)
9.18.2. Üben lohnt nicht, denn man fällt ja sowieso hin. Hier fehlt eindeutig der positive Ansatz! (dize180602e)
9.18.3. Es ist erstaunlich bei welch enormer Verzögerung das Hinterrad erst hochsteigt, wenn man richtig bremst. Und wer geübt hat, wird im Notfall auch nicht überrascht, wenn das Hinterrad aufsteigt, sondern reagiert richtig indem er die Bremse loslässt! ..... Anmerken möchte ich noch, dass fast kein Radfahrer Bremsen übt. (dize180602e)

A:   Das deutliche Darstellen realer Gefahren (diese bestätigen Sie ja auch!) ist ein positiver Ansatz!

NEIN, die zweite Behauptung stammt nicht von mir, sondern von Ihnen. Ich empfehle nicht nur das Üben, sondern biete auch eine ==> Anleitung zum Üben des Bremsens an. Eine solche Anleitung fehlt in praktisch allen Bedienungsanleitungen. Da wird nur vage auf "Bremsversuche" hingewiesen.

Außerdem löst der einfache Hinweis, dass man üben müsse, auch nicht alle Probleme ==> 9.25. FAQ!


9.19. In Ihren physikalischen Abhandlungen sind ebenfalls Unsauberkeiten vorhanden und Sie haben alles so hingetrimmt, dass Ihre These vollumfänglich gestützt wird. (dize180602e)

A:   Sie belegen Ihre Behauptung nicht; deshalb empfinde ich sie als unfair und polemisch. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Ihnen ein Beweis für Ihre Behauptung gelingt, denn:

Anmerkung: Ist Ihnen nicht klar, dass Sie mit unbewiesenen Behauptungen Ihre eigenen Argumente entkräften?

oben

9.20. Aber Sie stellen das Problem (Lenkersturz) als so essentiell wichtig hin, dass ich mich frage, gibt es nicht andere Unfallursachen, die deutlich mehr Schaden anrichten und einfacher zu verhindern sind? Denn ich bin weiter der Überzeugung, dass diese Unfälle eine absolute Minderheit darstellen. (maha120902 e)

A:   Hier ist ein Kern unserer Differenzen: Auch nicht so häufige Unfälle verhindern zu wollen, ist ethisches Handeln! Sie könnten ja auch sagen: Was sollen die paar Toten durch Morde, die Zahl durch Verkehrsunfälle ist deutlich höher.

Ethik ist ein in unserer Techniker-Ausbildung vernachlässigtes Thema. Bekannt ist eigentlich nur die Frage, ob ein Naturwissenschaftler Massenvernichtungswaffen bauen darf (er darf). Aber kleinere Probleme, wie der Lenkersturz (??, es gibt immerhin Tote!!) werden nicht behandelt.

Siehe auch ==> 9.11. FAQ.


9.21.1. Jeder technische Fortschritt (gemeint sind gute Bremsen) hat immer einen Nachteil gehabt.
Ich hatte das Beispiel Airbag bereits gebracht, durch den unschuldige Kinder gestorben sind. Die Gegenüberstellung mit den Geretteten mag vielleicht für die Angehörigen der Kinder einfach nur pervers sein, doch keiner hat die Technik 100 prozentig im Griff. (maha280902e)
9.21.2. Absolut NICHT einverstanden bin ich mit der Idee, es müsse eine narrensichere Bremse erfunden werden, bei der ein Überbremsen unmöglich ist. DAS sugeriert nämlich eine nicht vorhandene Sicherheit. Ein Fahrrad ist per se eine sehr unsichere Sache, es ist ein Werkzeug, das bei Fehlbenutzung beträchtlichen Schaden anrichten kann. (woeb071202e)
9.21.3. WENN wir jetzt ihre Methodik konsequent auf alle Lebensbereiche ausdehnen, dann hat das bizarre Folgen; Sie müssen alles was potentiell gefährlich ist entweder verbieten oder irgend wie technisch so gestalten dass es nicht mehr gefährlich ist. Das wirft im Wesentlichen zwei Probleme auf:
1) Nahezu jeder Gegenstand hat ein Gefährdungspotential. ..... Wer entscheidet aufgrund welcher Kriterien, was gefährlich ist?
2) Sehr viele relativ alltägliche Dinge sind nur bei einer ganz speziellen Anwendung, die man erst erlernen muss, ungefährlich. (Es folgen Beispiele: Messer, Drehstuhl, Mercedes 500, Mikrowelle).
Es tritt keine neue Erscheinung auf. Die Bremse bremst nur eben sehr gut. Ob "wenn ich zu viel bremse falle ich vorne runter" als neue physikalische Erscheinung gelten soll weiss ich nicht. Ich würde das noch in den Bereich "gesunder Menschenverstand" einordnen. (woeb161202e)

A:   Die Vergleiche stimmen nicht!

Eine überzeichnete Form des "gesunden Menschenverstands" macht vielleicht klarer was ich meine ==> 9.25. FAQ!


9.22.1. Immer wieder werde ich aufgefordert, lieber das Bremsen im Grenzbereich zu üben, als meine Energie in den Kampf gegen den "Sturz über den Lenker" zu stecken.
9.22.2. Entgegen der Darstellung von Herrn Penninger ist das Bremsen bis zum Abheben des Hinterrades durchaus beherrschbar. ..... Das können sowohl Grundschulkinder als auch ältere Menschen lernen. (anoe311201 d utfo)

A:   Meine Antwort ist : Nein .....

Das Bremsen mit Hinterrad hoch hat neben dem Vorteil einer nur kurzzeitigen, höheren Bremsverzögerung auch gravierende Nachteile ==> 2.6.4.6. Ergebnisse und ==> 9.10. FAQ!

Es ist eine Zumutung, von "meiner Oma" zu verlangen, dass sie das Bremsen mit Hinterrad hoch lernen und dann auch können muss!

Das Bremsen mit rutschendem HR hingegen empfehle ich in der ==> Anleitung zum Üben des Bremsens/ B.3. Üben im Grenzbereich. für sportliche, junge Radler. Kein Zweifel, diese Übung verbessert die Sicherheit auf dem Rad! Doch damit "meine Oma" das auch lernt, müsste man den Rad-Führerschein einführen. Denn sie braucht eine fachmännische Anleitung.


9.23.1. Immerhin unternehmen Sie den Versuch die gesamte kinetische Energie in einem Bruchteil einer Sekunde abzubauen. Alternativ können Sie auch gegen eine Wand fahren. (woeb071202 e)
9.23.2. Jörg spricht zwar von blockieren, hat aber folgendes gerechnet:
Fahrt frontal gegen die Wand, Verzögerung = unendlich. Kinetische Energie wird vollständig in Hebearbeit umgesetzt. .... Auf diese Weise kommt er zu irrwitzig kleinen Werten für die Zeit t vom Abheben des Hinterrads bis zum Überschlag. (rast d)

A:   Diese Überlegungen sind falsch.

Wenn du hier ein Analogon herstellen willst, dann vergleiche den Lenkersturz besser mit einem schnell hinter der VR-Gabel zwischen die Speichen gesteckten Stock.
Für das Fahrrad selbst stimmt der Vergleich nicht ganz, denn hier wird eine Speiche mit der ganzen Kraft beaufschlagt, während beim blockierten Vorderrad alle (rund 30 Stück) Speichen belastet werden.

Die Gegenkraft des Kippens plus die Beschleunigungskraft für das Anheben der Masse sind niedriger als die aktuelle Bremskraft (im Fall des -- noch nicht gebrochenen -- Stocks unendlich). Da die Radumfanggeschwindigkeit = Fahrgeschwindigkeit ist, heißt das, dass die Drehbewegung des Vorderrads nahtlos in die Drehbewegung des Fahrrads plus Fahrer um den Aufsetzpunkt A übergeht.
Die höchste auftretende horizontale Kraft sind die Grenz-Bremskraft Bb plus die Beschleunigungskraft für das Hochheben von Fahrer plus Fahrrad ==> 2.5.3. Überbremsen. Das Kippen wirkt als Kraftbegrenzer, der dafür sorgt, dass die Trägheitsenergie nicht in Verformung (=Wärme) umgewandelt wird, sondern den Fahrer oben drüber "wirft".


9.24.1. Stets daran denken, daß Du Dich mit fast Deinem ganzen Körpergewicht am Lenker abstützen mußt. Sonst rutscht Du nach vorne und kippst über den Lenker. Das ist kein Überschlag, aber die häufigste Version dieses Unfalls. (besl081202d)

A:   Die ersten beiden Sätze sind richtig, s.a. ==> Anleitung zum Üben des Bremsens/ B. Hinweis1.
Der letzte Satz ist falsch. In meiner Sammlung trifft deine Aussage nur für Fall ==> 1.2.1. und 1.2.2. Unfallberichte zu, alle anderen stürzten abgestützt über den Lenker.

9.24.2. Wenn Du Dich dagegen kräftig am Lenker abstützt,schadet selbst ein Überschlag des Rads nicht, auch nicht beim Üben, weil Du dabei über den Lenker absteigst und auf den Beinen landest, anstatt über ihn mit dem Kopf nach unten zu stürzen (besl081202d).

A:   Deine Darstellung mag für junge und trainierte Sportler gelten. Erwartest du auch von "meiner Oma", dass sie über den Lenker Bock springen wird? Bei den über 25 Unfallberichten ist kein einziger Radler, der den Bocksprung schaffte; wir alle flogen auf Gesicht/ Ellbogen/ Schulter/ Becken, etc., ==> 1.0. Unfallberichte/ Übersicht.
(Übrigens steht hier nirgendwo, dass der Kopf nach unten hängt; ganz im Gegenteil ==> 2.3.1.2. Berechnung/ "Anmerkung2).


9.25.1. Wer ein neues/ unbekanntes Fahrzeug besteigt, der sollte sich hinreichend damit vertraut machen bevor er sich damit in den Straßenverkehr begibt. ..... Information ist nicht nur eine Bringschuld, man muss sich schon auch selbst kümmern - das hat was mit Verantwortung zu tun. (bebe060204 d)
9.25.2. Hallo lieber Einwohner der Vollkaskogesellschaft, ... (p.no170402 e)
9.25.3. Das Ueberbremsen wird als Fahrfehler gewertet, ... (==> 9.5.1. FAQ)
9.25.4. Du hast einen technischen Gegenstand verwendet (ein Fahrrad) und warst Dir nicht hinreichend klar darüber, wie dieser Gegenstand in Grenzsituationen reagiert. Das kannst Du nicht den "modernen Bremsen" anlasten. Sie reagieren so, wie man mit ihnen umgeht. (frbe270703)
9.25.5. Daß seine Website anderen Menschen suggeriert, Radfahren sei gefährlich, ist eine andere Sache. (stsch100204 d)

A:   Das Prinzip "ein neues Fahrrad auszuprobieren" ist natürlich immer richtig. Doch alle Prinzipien haben ihre Grenzen. Diese nicht zu beachteten, heißt zu kurz denken. Außerdem: Man kann nur Grenzen von Eigenschaften testen, die man kennt! Und vor gefährlichen Eigenschaften zu warnen, ist immer noch eine Aufgabe des Herstellers. Nur eine bekannte Gefahr lässt sich (einigermaßen) beherrschen!

Vielleicht hilft das Stilmittel des Überzeichnens, des Sarkasmus (= bitterer Spott /25/), die zu Ende gedachte Bedeutung eurer Aussagen deutlich zu machen:

  1. Jeder ist für sich selbst verantwortlich! Benützt er ein neues techn. Gerät -- hier: ein neues Fahrrad --, so muss er es zuerst austesten, einschl. aller vorkommenden Grenzbedingungen!
  2. Wenn der Hersteller die Konstruktion ändert -- hier: stärkere Bremsen -- und dadurch ein neuer Effekt auftritt -- hier: Vornüberkippen bei starkem Bremsen auf gutem Untergrund -- so muss der Käufer die entsprechenden Bedingungen selbst herausfinden und den Umgang damit üben. Falls beim Üben oder wegen Nichtbeachten dieses Grundsatzes jemand zu Schaden oder gar zu Tode kommt, so ist er selbst dafür verantwortlich!
  3. Bedienungsanleitungen dienen zur juristisch eindeutigen Beschreibung des Lieferumfangs und zur Dokumentation der Haftungsausschlüsse durch den Hersteller. Neu hinzugekommene Eigenschaften brauchen nicht dargestellt werden; schon gar nicht müssen Hinweise auf das richtige Verhalten im Gefahrenfall -- hier: schnelles Loslassen der Vorderradbremse -- gegeben werden. Der Käufer ist selbst dafür verantwortlich, solche Eigenschaften heraus zu finden!
  4. Fahrradfahren darf nie als potentiell gefährlich -- hier: verdeckte Eigenschaft des Vornüberkippens bei zu starkem Bremseneinsatz -- gezeigt werden. Das würde die Ziele -- hier: Förderung der Gesundheit, Senken der Umweltverschmutzung, Hebung der Absatzzahlen -- gefährden!
Ich unterstelle niemandem, dass er so sarkastisch denkt.
Die Realität aber zeigt, dass man sie -- ohne auf Widersprüche zu stoßen -- so auslegen könnte.
 
/25/ ISBN 3-426-00559-x


9.x. .....

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Letzte Änderung: 18.04.10

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